Vestibularsyndrom beim Hund

Ich hoffe, du hast das noch nie erleben müssen. Diesen Moment, wo dir klar wird: irgendwas stimmt mit meinem Hund nicht! Mir ist letzte Woche etwas passiert, dass ich mit dir teilen will, weil dein Wissen für deinen Hund im Ernstfall entscheidend sein kann!

Was ist geschehen? Meine Jenna (14 Jahre alt) kam mir beim Spaziergang letzten Mittwoch sehr komisch vor. 🤔

Sie torkelte etwas vor sich hin und bewegte sich nicht so wie sonst. Ja, klar, sie ist ein alter Hund und bewegt sich nicht mehr so flüssig, aber dennoch war etwas anders als sonst. Das wusste ich sofort.

Also guckte ich ihr in die Augen und sah sofort den „horizontalen Nystagmus“ -> ein recht sicheres Anzeichen für ein geriatrisches Vestibularsyndrom.

(hier siehst du, wie ein Nystagmus aussieht)

So sieht ein Nystagmus beim Hund aus:
 

Bitte nicht erschrecken, es sieht zwar schlimm aus, aber es tut dem Hund -soweit man weiss- nicht weh.

Es sorgt allerdings für ein extremes Schwindelgefühl, dadurch bedingt Verwirrtheit und Erbrechen.

Ich rief sofort meine Schwester, die Tierärztin ist, an und zeigte ihr über Videochat wie Jennas Augen sich bewegten und wie sie sich im Allgemeinen verhielt.
Sofort stand ziemlich sicher fest, dass es wirklich ein geriartrisches Vestibularsyndrom ist. 😱

Kurz drauf musste Jenna sich dann auch übergeben.
Also ab zum Tierarzt, damit mit der Behandlung der Symptome begonnen werden konnte.

Was ist ein Vestibularsyndrom?

„Das Gleichgewichtsorgan ist im Innenohr lokalisiert. Es erfasst Drehbewegungen sowie lineare Beschleunigung. Die dort gewonnenen Sinneswahrnehmungen werden über Nervenbahnen ins Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet. So wird die Körper- und Augenposition mit der Kopfhaltung koordiniert und wenn nötig korrigiert. 👂

Erste Hinweise erhält der Tierarzt meist aufgrund des Alters und akuten Auftretens der Beschwerden.
Die Diagnose „geriatrisches Vestibularsyndrom“ ist aber letzten Endes eine reine Ausschlussdiagnose, was heißt, dass es keine spezifischen Tests gibt. Somit müssen alle anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zunächst abgeklärt werden, um die Diagnose am Ende sicher stellen zu können. “ **

 

Dies bedeutet, dass der Hund bei einem Vestibularsyndrom keine Information mehr über seine Position im Raum erhält. Das Gehirn kann Bewegungen im Raum nicht mehr koordinieren und der Hund weiß im Prinzip nicht mehr wo oben und unten ist.

Hier sind einige Symptome, die auf ein geriatrisches Vestibularsyndrom hindeuten können:

  •  Umfallen, Schwanken, im Kreis laufen
  • Schwindelgefühl
  • ruckartiges „Zucken“ des Augapfels („Nystagmus“)
  • Speicheln oder Erbrechen
  • möglicherweise Kopfschiefhaltung
  • Verwirrtheit


Das Unheimliche ist, dass das Vestibularsyndrom plötzlich und ohne Vorzeichen auftritt.

Bei uns war es auch so: Jenna war kurz davor noch total normal und im nächsten Moment torkelte sie und konnte fast nicht mehr laufen. Wenig später musste sie sich übergeben.

Betroffen sind hauptsächlich ältere Tiere, daher der Begriff: „geriatrisch“ = altersbedingt.

Wichtig: Ein Vestibularsyndrom ist KEIN Schlaganfall! Auch wenn es ähnlich aussieht, ein Schlaganfall ist ein Hirninfarkt, bei dem unmittelbar betroffene Gehirnzellen absterben.
Das passiert beim Vestibularsyndrom nicht, denn hier ist das Vestibularorgan, also das Innenohr betroffen.

Wichtig ist, dass du deinen Hund bei einem Tierarzt vorstellst und dieser deinen Hund dann symptomatisch behandeln kann.

Hunde mit einem geriartrischen Vestibularsyndrom benötigen viel Zuwendung und Hilfe. Dadurch, dass sie oft nicht alleine laufen können, ist es sinnvoll sie zu stützen oder sogar zu tragen.

Bei Jenna war es so, dass ihr durch den Nystagmus so schlecht war, dass sie nicht fressen wollte.
(wenn du wissen möchtest, wie sich ein Nystagmus anfühlt, dann schau mal hier)

 

Unsere ersten Tage mit Vestibularsyndrom

Weil sie nicht fressen wollte, gab ich ihr die ersten Tage eine nährstoffreiche Paste ins Maul, damit sie nicht zu viel Gewicht verliert. (Trotzdem hat sie insgesamt 2kg verloren)

Getrunken hat sie immerhin, weswegen nur eine Infusion nötig war. Dies entscheide aber bitte unbedingt  zusammen mit deinem Tierarzt.

 

Was geholfen hat:

Ich habe viel bei ihr gesessen und sie gehalten und in den Schlaf gekrault, da ihr dies Sicherheit gab und ihr dadurch nicht so schlecht wurde.

Ich hatte gelesen, dass es oft sinnvoll ist dem Betroffenen im Dunkeln ein Licht an zu lassen, damit dieser sich besser orientieren kann.
Jenna hatte ich die ersten Tage das „große“ Licht angelassen und nun hat sie ein eigenes Nachtlicht, damit sie sich besser orientieren kann.

 

Jetzt, 11 Tage nach Beginn des Vestibularsyndroms, hat sie wieder Appetit und es geht in kleinen Schritten bergauf. Sie bekommt jetzt in Abstimmung mit meinem Tierarzt dauerhaft Medikamente, besonders zur Durchblutungsförderung.

Es war ein riesiger Schock für mich Jenna so zu sehen und ich hatte, obwohl mir das Vestibulasyndrom nicht unbekannt war, richtig Angst um sie.

Es war eine mental sehr anstrengende Zeit, da immer wieder die Sorge da war, dass sie doch was fressen muss, was mich oft verzweifeln liess.

Obwohl ich schon öfter Hunde mit Vestibularsyndrom gesehen habe, war es für mich sehr schwer Jenna so hilflos zu sehen.
Da war ich froh, dass liebe Menschen immer erreichbar waren, um mich zu unterstützen.


Ich wünsche dir und deinem Hund ganz viel Gesundheit und sende herzliche Grüße,
deine Natalie

** Zitat der Webseite Anicura (https://www.anicura.de/wissensbank/hunde/geriatrisches-vestibularsyndrom-beim-hund/)

Geschrieben von: Natalie Knaack-Enkelmann

Veröffentlicht am 13 / 02 / 2022

Das könnte dir auch gefallen…

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert