

So richtig kann ich es immernoch nicht glauben und bin etwas sprachlos
Ihr habt ja sicherlich mitbekommen, dass Kentucky sich am 23.06.17 den Zeh gebrochen hat. Ziemlich blöd und somit Zwangspause für uns, obwohl wir eigentlich voll durchstarten wollten nach dem Championat im Mai.
Wir hatten so viel vor: Quali Prüfung für das Regional Championat nächstes Jahr, sowie natürlich die Landesmeisterschaft 2017.
Zuerst war ich sehr frustriert, da das Training mit meinen Hunden ein großer Bestandteil in meinem Leben ist. Nach 2 Wochen dann das erste Röntgenbild, es wird besser, aber braucht noch Zeit zum heilen. Meine Ungeduld stand mir dort oft im Weg, denn es fiel mir sehr schwer zu akzeptieren, dass die Heilung des Zehs Zeit brauchte.
Zur Qualiprüfung sind wir gefahren, zum zuschauen und unsere Teamkollegen anzufeuern. Tucky im Auto mit Maulkorb, da er den Verband abmachen wollte. (In diesem Moment war ich froh, dass ich mit allen meinen Hunden ein Maulkorbtraining gemacht habe.) Sehr frustrierend den anderen bei ihrer Prüfung zuzusehen. Ich stehe eben lieber selbst auf dem Platz, als am Zaun.
In den nächsten Wochen habe ich alles dran gesetzt eine Ersatzbeschäftigung für Tucky und mich zu suchen, so begannen wir wieder mit Scent Detection (Danke Jenny Wehage) und mit dem Konzeptlernen. Es sollte ja eine Beschäftigung sein, wo Tucky sich nicht sehr viel bewegen musste.
Ich hatte auch keine Motivation mehr mit zum Hundeplatz zum Training zu fahren, da ich Tucky nicht alleine lassen wollte. Also blieben wir zusammen zu Hause und haben die Ruhe für uns entdeckt und versuchten beide daraus neue Kraft zu schöpfen. Wobei es Tucky nie schlecht ging, eher mir, weil ich nicht mehr wusste, wie ich ihm noch helfen konnte.
Ich nahm auch Kontakt zu meiner Tierheilpraktikerin Tina Hillebrand auf, um Tucky noch weiter zu unterstützen. Dieser Kontakt war in dieser Zeit, wo ich mehrere Nervenzusammenbrüche hatte sehr wichtig für mich.
Auch das dritte und vierte Röntgenbild stimmte mich nicht besser, obwohl mir unser Tierarzt Dr. Björn Hoelper von den Düsselpfoten echt Mut machte und zuversichtlich war, dass alles gut heilt und Tucky wieder voll einsteigen kann ins Training.
Irgendwann fing ich an zu resignieren und machte mir kaum mehr Mut, dass wir überhaupt an der Landesmeisterschaft teilnehmen können.
Ich merkte aber, dass Tucky und ich uns noch besser verstanden, als vorher schon und wir einfach die gemeinsame Zeit geniessen konnten. Denn darum geht es, dass wir uns haben.


Mit der Zeit merkte ich, dass es wesentlich leichter ist Vertrauen zu haben und nicht an morgen zu denken und mich jetzt schon verrückt zu machen.
Das letzte Röntgenbild bei den Düsselpfoten sah schon klasse aus und ich fing an daran zu glauben, dass er wieder ganz fit wird und wir alles gemeinsam schaffen.
So besuchte ich für 2 Tage unsere Physio Miri von Praxis Pfote und nach einem wunderbaren Shooting humpelte Tucky mit dem „verletzten“ Bein. Ich war wieder am verzweifeln, aber auch Miri machte mir Mut und behandelte Tucky beide Tage. Danke nochmal für deine Hilfe! Miri sahen wir Mitte September auf der FCI wieder und auch hier wurde Tucky behandelt und bekam tolle Aufgaben, um wieder ganz fit zu werden.
Wir begannen wieder mit dem Training und Tucky war super. Er überraschte mich total. Er war auf genau dem Stand wie vor seiner „Zwangspause“. Klar noch nicht ganz so bemuskelt wie vorher, aber in toller Verfassung.
Durch glücklichen Zufall konnte ich mit Isabell zu Dr. Guray nach Kalkar fahren, welcher noch durch Akupunktur untersützte und beim Termin vor der Landes zu mir sagte, als ich fragte, was ich machen soll: Einfach gewinnen! Danke, Dr. Guray, die Behandlung unserer Hunde, war einfach goldwert!
Wir fuhren nach Alpen, auf den Platz, wo die Landesmeisterschaft stattfinden sollte, zum trainieren und ich machte nur ein wenig mit Tucky, um ihn nicht zu überlasten. Nach dem Schutzdienst beschloss ich (1,5 Wochen vor der Landes) nicht nochmal zu trainieren, sondern einfach mental (ja ich weiss, das klingt nun ziemlich bescheuert) alle Übungen durchzugehen und nichts mehr zu riskieren. Danke hier auch an Tim, der mich immer unterstützt hat und allen Unkenrufen nicht gefolgt ist, sondern mich einfach hat machen lassen, oder besser, der mich das Training hat aussetzen lassen. Und danke an Wasi, dass du mich einfach so hast machen lassen.
So saßen Tucky und ich nach 3 mal Schutzdienstraining und 5 Einheiten für die Unterordnung (natürlich ohne Springen und Apportieren, da ich viel zu viel Angst hatte, dass Tucky sich verletzt) nach 14 Wochen Pause zu Hause und gingen die ganze Prüfung mental mehfach durch. Ich wusste aus meiner Erfahrung mit Leistungssportlern, dass diese so auch bei Verletzungen trainierten, jedoch war mir nicht bewusst, dass es auch bei Hunden so klappt. Also waren wir fleissig und gingen alles durch.


Durch die Anti Angst Coachings, welche Rainer vom Coaching Zentrum Rhein-Ruhr bei mir gegeben hat, wusste ich, dass alles möglich ist und die mentale Stärke, aber auch die Ruhe und Gelassenheit in uns selber eine große Rolle spielt.
Fährten gingen wir auch ein paar Mal und auch hier überzeugte Tucky mich einfach. Phänomenal dieser Hund. Das Scent Detection Training schien sich positiv auf seine Nasenleistungs ausgewirkt zu haben. Er löste selbst schwieriges Gelände bravourös.
Durch Zufall kam ich auf die Seite von European Pet Pharmacy aufmerksam geworden und fand dort – auf der Suche nach Nahrungsergänzungsmitteln für den Muskelaufbau und die optimale Versorgung der Muskeln mit Nährstoffen auf das Blutpulver und das Sportpulver. Sofort bestellt, kam es schon einen Tag später an und wir haben es direkt mal versucht. Alle Hunde waren direkt begeistert, besonders von dem Blutpulver. Vielen Hunden fehlt einfach Blut in der heutigen Ernährung und da finde ich das Blutpulver einen wunderbaren Ersatz und die Hunde mögen es sehr.


Grace, welche nach ihrer Verletzung zwei Wochen vor Tucky, schon früher ins Training einsteigen konnte, war besser vorbereitet, allerdings fehlten auch ihr mindestens 4 Wochen Training, um die Kondition und die gewohnte Leistung zu erbringen. Es stand alles einfach unter keinem guten Stern für uns.
Dennoch wollte ich bis zum letzten Tag warten und Tucky entscheiden lassen, ob er startet oder nicht.
Samstag morgen ging es ihm weiterhin ganz wunderbar und so ging es zur Landesmeisterschaft. Morgens stand die Auslosung an und das Absuchen der Fährten. Tucky und ich zogen die Losnummer 5 auf dem Platz und die Losnummer 3 in der Fährte, Tim und Grace zogen die Losnummer 12 auf dem Platz und die Losnummer 8 in der Fährte. Also ging es ab ins Gelände.
Tucky suchte sehr gut und verwies alle 3 Gegenstände, so bekamen wir vom Leistungsrichter Andreas Diedrich 95 Punkte.
Grace sucht wie immer überragend und verwies auch alle 3 Gegenstände und so kamen Tim und Grace mit 98 Punkten von der Fährte, ein genialer Start für uns, dafür dass wir bis vor ein paar Tagen garnicht wussten, ob wir beide überhaupt dabei sein können.
So waren wir Samstag, trotz des sehr regnerischen Wetters mehr als zufrieden und es konnte Sonntag dann weiter gehen.


Der Sonntag kam und als Startnummer 5 war ich recht früh dran. Tucky war sehr laut, was ich mir aber nach der langen Pause schon dachte, hörte aber sehr gut zu und lieferte richtig klasse ab. Was für ein tolles Gefühl, dass er immer alles für mich gibt!
Das Team, was mit uns auf dem Platz war, hatte einige Kommunikationsschwierigkeiten und so löste sich der Hund von der Hundeführerin und rannte zum Apportierholz und damit dann Richtung Tucky. Ich wurde schon ziemlich nervös, da ich so eine Situation für ihn nicht wollte, aber der Leistungsrichter Andreas Diedrich brach die Vorführung dann ab und lies das Team nur noch ein Abrufen machen und warf dann selbst das Holz als Ablenkung für Tucky. Ich durfte dann jedoch zu ihm zurück und wir meldeten uns ab.
Andreas und der Anwärter Daniel waren begeistert von unserer Arbeit und so blieben uns 93 Punkte. Wahnsinn!!
Weiter ging es dann noch vorm Mittag mit dem Schutzdienst. Tucky lies sich super um die Verstecke schicken, bekam dann jedoch bei Versteck 4 (von 6) den Helfer in die Nase, an welchem er direkt vorbei musste und entschied sich, dann mal direkt abzubiegen. Hat er im Grunde genommen ja auch recht 😉 . Dort biss er dann mal kurz in den Ärmel, merkte dann aber, dass die Übung ja anders aussah und begann zu bellen. Der weitere Schutzdienst lief sehr gut und trotz des fehlenden Trainings überzeugte Tucky mit super Führigkeit und wuchtigen Einstiegen. Danke an die Helfer Achim und Matthis für die tolle Arbeit! Tucky überzeugte und wir bekamen 94 Punkte!
Ich war einfach nur ganz stolz auf meinen Jungen, als wir vom Platz runter kamen, ganz ohne Erwartungen gekommen und dann mit so einem tollen Ergebnis vom Platz gegangen, das war mehr als ich je zu hoffen gewagt hatte. Tucky hat mir bewiesen, dass es darum geht, dass wir uns besser denn je verstehen und dass wir die Pause mehr als nur gut genutzt haben.
Nach dem Mittag waren Grace und Tim dran. Leider stand Grace in der Ablage auf, sie fing sich aber während der Vorführung wieder sehr gut, jedoch standen somit leider nur noch 75 Punkte auf dem Blatt.
Der Schutzdienst war wie gewohnt triebig und sehr wuchtig, leider revierte sie nur 4 von 6 Verstecken. Sie zeigte ihre extremen Geschwindigkeiten und hörte ganz brav zu. So verblieben am Ende des Schutzdienstes 87 Punkte.
Leider stand damit fest, dass Tim und Grace die Quali für die DVG Bundessiegerprüfung 2018 nicht erreicht haben. Ich bin sehr traurig darüber, da wir zusammen fahren wollten.
Als am Ende fest stand, dass Tucky und ich tatsächlich Landesmeister 2017 geworden sind, mit einem genialen Ergebnis von 282 Punkten, konnte ich es garnicht wirklich glauben und kann es auch immernoch nicht. Es ist so unwirklich. Ich bin mit keinerlei Erwartungen an ihn in diese Prüfung gegangen und wir gehen mit dem Titel Landesmeister 2017.
Er hat mich einfach überrascht und ich bin fasziniert von diesem Hund. Wie hat er das geschafft.
Nun hat er ein wenig Pause, um seine Muskulatur weiter trainieren zu können und sich von dem Wochenende erholen zu können … die Frage ist, wer hier die Erholung braucht 😉
Also etwas mehr Mut zu weniger Training, mehr Pause, aber dafür mehr mentales Training der einzelnen Übungen, ihr seht, es geht!
Das ist ja mal ein informativer, sorgfältig mit Liebe zum Detail geschriebener Artikel. Vielen Dank! 🙂